(3,65 KB)Das Berlin-Institut hat im Auftrag der Regionalen Planungsgemeinschaft Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg Vorschläge erarbeitet, wie Nahversorgung in kleineren, peripheren Orten und in schrumpfenden ländlichen Räumen gestaltet und verschiedene Dienstleistungen dezentral angeboten werden können. Untersucht wurden die Städte Dessau-Roßlau, Wittenberg, Bitterfeld-Wolfen und Köthen. Hintergrund der Arbeiten war der Umstand, dass mit den rückläufigen Einwohnerzahlen auch die Nachfrage nach Dienstleistungen oder Gütern des täglichen Bedarfs sinkt.
In der Veröffentlichung des renommierten Forschungsinstitutes wird wie folgt argumentiert: „Wird in kleineren Orten eine gewisse Einwohnerzahl unterschritten, reicht die verbleibende Nachfrage oft nicht mehr aus, um einen Lebensmittelladen oder den öffentlichen Nahverkehr zu finanzieren. Das daraus resultierende Wegbrechen von Infrastrukturen und Angeboten hinterlässt fast immer Leerstände und Versorgungsprobleme. Betroffenen Ortsteilen fällt es dann schwerer, den Verbleibenden ein attraktives Lebensumfeld mit Einkaufsmöglichkeiten, Gesundheitsversorgung, Personennahverkehr, Betreuungsangeboten für alte Menschen und Kinder, sowie Bildungs- und Kulturangeboten zu bieten. Und mit den Dienstleistungen und Angeboten verschwinden auch die sozialen Treffpunkte aus den Ortsteilen. Letztere laufen Gefahr, zu reinen „Wohnstandorten“ ohne soziale Einbindung zu verkommen.“
Bei der Untersuchung tritt zu Tage, dass es bisher zu wenige mobile Angebote für Bürgerinnen und Bürger in kleinen, entlegenen Ortsteilen gibt. Ein Beispiel hierfür sind die mobilen Bürgerbüros der Lutherstadt Wittenberg an fünf Standorten. Berlin-Institut: „Schrumpfende Einwohnerzahlen und zahlreiche Eingemeindungen haben in Wittenberg dazu geführt, dass die Stadt Verwaltungsleistungen immer weiter zentralisierte. Sie schloss etwa die fünf vollausgestatteten Bürgerbüros, die sie durch die eingemeindeten Ortsteile hinzugewonnen hatte. Um den Verlust für die Bewohner abzufedern, führte sie das mobile Bürgerbüro ein. Dieses fährt einmal in der Woche oder im Monat entlegene Ortsteile an und stellt den Bewohnern umfangreiche Verwaltungsdienstleistungen zur Verfügung. In dem mobilen Büro können die Anwohner einen Pass beantragen, sich an-, ab- und ummelden oder Müllmarken kaufen.“
Für interessierte Kommunen, die den Weg mobiler Verwaltungsangebote planen hat das Berlin-Institut untersucht, wie effizient das mobile Bürgerbüro arbeitet, welche Kosten entstehen, wie sich die Auslastung darstellt und welche öffentliche Wahrnehmung die Angebote in den Ortsteilen haben.
Die Untersuchung wurde durch Dr. Steffen Kröhnert und Manuel Slupina geleitet.
Dezentrale_Betreuung_in_laendlichen_Raeumen.pdf